„Es war schon ein Sprung ins kalte Wasser“, erzählt Hans Lohninger vom Weber-Hof Nußbaumer, als er und seine Familie den Betrieb 2003 von Kuh- auf Schafhaltung umgestellt haben. „So manche haben uns belächelt und gemeint – wollt ihr das wirklich machen?“ Am Hof, welcher sich im Salzkammergut befindet, hat es zwar schon immer Schafe gegeben, allerdings Fleischschafe. Nach vielen Besichtigungen von Schafmilchbetrieben und unzähligen Gesprächen mit den Bauern, stand der Entschluss 2011 fest: „Wir trauen uns drüber und stellen auf Schafmilchhaltung um!“.
Natürlich wurde vorab die ganze Familie an einen Tisch geholt und über die zukünftige Hofentwicklung diskutiert. Beide Generationen waren sich einig, wir sind aufs Schaf gekommen und: „Wir gehen gemeinsam diesen Weg.“ Und diese Harmonie der Generationen spürt man auch am Hof.
Der Stall sowie die gesamte Infrastruktur am Betrieb wurden artgerecht und mit viel Eigenleistung auf die Bedürfnisse der Schafe ausgerichtet. Die Familie hat genügend Liegeflächen und ausreichend Freilaufflächen im Stall, sowie eingezäunte Weidemöglichkeiten geschaffen. Und dann war der Moment da – 95 Milchschafe zogen in ihr schmuckes Zuhause.
Durststrecke erstes Jahr
„Das erste Jahr war sehr spannend und herausfordernd“, schildert Michaela. Die Schafe geben das erste Jahr keine Milch und der Erfolg lässt daher dementsprechend auf sich warten. Geduld ist gefragt – alles braucht eben seine Zeit. 2012 war es dann endlich so weit, dass die kostbare Milch floss. Das Gefühl, als der Milchtank das erste Mal um die Kurve bog, werden Michaela und Hans nie vergessen – ein Glücksgefühl, das die beiden nicht mit Worten beschreiben können. Die Emotionen in ihren Gesichtern, kann man richtig nachfühlen. Die ein oder andere Freudenträne hat es in dieser Situation bei Bäuerin Michaela schon gegeben.
Mittlerweile beherbergt der Weberhof Nußbaumer rund 130 Milchschafe der Rasse Lacon (Französisches Milchschaf). Die Schafmilchhaltung hat sich am Betrieb bereits so gut etabliert, dass sich Bauer Hans vor 2 Jahren seinen Lebenstraum erfüllen konnte – Vollzeitbauer zu sein. Das Lebensmittel Schafmilch wird am Markt sowie vom Konsumenten sehr geschätzt und auch durch einen fairen Milchpreis von 1,30 Euro pro Liter honoriert.
Besonders von September bis März ist die Nachfrage hoch. Ab Juli werden die Schafe für 8 Wochen trocken gestellt. Trockenstellen? Was bedeutet das? Ganz einfach – die weiblichen Schafe geben keine Milch, da sie trächtig sind und für zirka 150 Tage, ein bis zwei oder auch manchmal drei Jungschafe im Bauch tragen. Nach 3-monatiger Trächtigkeitsphase nimmt die Milchproduktion ab und die Energie wird für die Trächtigkeit benötigt. Das Melken wird in dieser Zeit eingestellt.
Für die Nachzucht wird am Betrieb ebenfalls selbst gesorgt – 2-3 Schafböcke sind in der Herde immer mit dabei.
Routinearbeiten am Schafhof
Für die Bauersleut sind die täglichen Abläufe mit den wolligen Tieren schon zur Routine geworden – für alle die genaueres über die Schafhaltung wissen möchten, beantwortet Michaela und Hans ein paar Fragen zu diesem Thema.
Wie wird gemolken?
Gemolken werden die Schafe mit Hilfe eines Melkstandes, der für 24 Schafe angepasst ist. Der Weg dorthin ist in Form eines Kreises aufgebaut. Die Schafe werden mit einem Getreide-Leckerli angelockt – das erste Schaf geht zum Anfang des Standes, die anderen wandern nach.
Bäuerin Michaela steckt anschließend das Melkgeschirr an die 2 Zitzen – fertig. Dann geht’s für die Tiere über eine kleine Rampe ab zurück zur Herde in den Stall. Die warme, gemolkene Schafmilch kommt über eine Verrohrung automatisch in den Milchtank, wo sie anschließend auf 2,5 Grad Celsius gekühlt wird. Ein Schaf gibt rund 350 bis 400 Liter Milch pro Jahr.
Was steht am Speiseplan der Schafe?
Auf dem Menüplan der Schafe steht im Sommer überwiegend frisches Gras von der Weide. Die Tiere sind perfekte Landschaftspfleger und grasen sämtliche Flächen – ob steil oder eben – bestens ab. Duftendes Heu, etwas Silage sowie gequetschtes Getreide wartet in den Futterstellen auf die Vierbeiner.
Wann werden die Schafe geschoren?
Im April ist es so weit, die Schafe werden von ihrem Wollkleid befreit und das ganz ohne Stress und Hektik. Bauer Hans ist sozusagen der Schaffrisör. Wie das funktioniert, seht ihr im nachstehenden Video.
Schafe gehorchen aufs Wort – ein Wettrennen der wolligen Vierbeiner
Bauer Hans lädt ein, gemeinsam die Schafe von der Weide in den Stall zu treiben. Gesagt, getan! Eine große Schafherde tummelt sich rund um den großen Baum, der als Schattenspender dient. Dann beginnt das Spektakel. Als Hans zu klatschen anfängt und seine Stimme ertönt, eilen die Schafe ohne zu zögern zurück in den Stall. Die sind ja richtig schnell – Beeindruckend! Das Klatschen und die Stimme sind den Schafen bestens bekannt und die Vierbeiner gehorchen aufs Wort. Wohlerzogen! Hans schließt das Stallgatter und die Schafe fressen sich am duftenden Heu satt.
Wie die gewonnene Schafmilch weiterverarbeitet wird, zeigt Bäuerin Michaela: Hier geht’s weiter zur Schafkäseherstellung!