Der Nationalpark Kalkalpen ist ein wunderschönes Gebiet. Wald, so weit das Auge reicht sowie eine ausgeprägte Flora und Fauna. 5 Hektar dieses Waldes liegt in den Händen von Bauer Sigi – dem Besitzer vom Biohof Thurnergut in Oberösterreich.
Lebendige Holzkultur
Das Gelände in den Wäldern ist sehr steil – was das Bearbeiten des Holzes zu einer Herausforderung macht. Die Holzfäller haben dafür schon eine eigene, besondere Arbeitsroutine entwickelt.
Händische Seilwinden zum Transport der gefällten Baumstämme sind hier gang und gäbe. Verschiedene Holz-Konstruktionen, um geschlägerte Holzstämme nicht abgleiten zu lassen, sind unumgänglich. „So einigen Spitzensportlern geht bei den Waldarbeiten die Luft aus“, grinst Sigi beim Gedanken an so manchen freiwilligen Helfer.
Beim Spaziergang zum kleinen Thurner-Wasserfall sehe ich ein paar umgestürzte, morsche Bäume. Was ist hier passiert? Sigi erzählt mir, dass die Esche besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde. Grund dafür ist eine eingeschleppte asiatische Krankheit, die zum Eschensterben führt. Nichtsdestotrotz versucht Sigi das Holz so aufzubereiten, dass es noch sinnvoll verwertet werden kann. Das Eschenholz dient zum Beispiel als Brennholz für den Gäste-Kamin. Rund 18 Monate wird das gleichmäßig geschnittene Holz vor dem Haus aufgestapelt und getrocknet.
Holz ist für Forstwirt Sigi ein besonderes Material. Seine Leidenschaft für Holzkultur ist groß und er lässt das Kulturerbe vergangener Generationen in verschiedenen Werken immer wieder aufleben.
Ob in den handgemachten Schindeln am Dach der Holzknechtsölde (kleine Hütte am Waldrand) oder den handgefertigten Weidezäunen mit handgeflochtenen Zaunringen – hier wird altes Wissen noch lebendig bewahrt.
Balance halten – das ist bei den Forstarbeiten ebenso wichtig wie beim Balancieren am Baumstamm vor dem Thurnerwasserfall. „Ja nicht nach unten sehen und das Gleichgewicht halten“ – schwebt es durch meine Gedanken. Geschafft!
Auf der anderen Seite angekommen, habe ich mir wirklich eine Kneipp-Kur für die Füße verdient. Soll ja die Durchblutung anregen und Krampfadern vorbeugen!
Beim Rückweg zum Thurnergut macht uns Bauer Sigi auf ein Gedenkbild aufmerksam. Darauf ist ein junger Holzarbeiter mit 20 Jahren abgebildet, im Hintergrund ist die Gottesmutter zu sehen.
Sigi erklärt mir, dass in früheren Zeiten immer die jungen Männer ohne Familie geschickt wurden, um verzwickte Baumstämme zu befreien. Manche dieser Vorhaben sind leider nicht glimpflich ausgegangen und die Holzknechte sind tödlich verunglückt.
An dieser Stelle könnte ich noch vieles, vieles mehr über meine Erlebnisse am Berghof Thurnergut erzählen. Manchmal reichen aber Zeilen nicht aus, um Erfahrungen und Erlebtes zu teilen. Man muss sich schon selbst einen Eindruck verschaffen, um seine Sinne und seinen Weitblick zu schärfen. Hanni und Sigi haben mir auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie schön Vielfältigkeit und Ursprünglichkeit sein kann. Ein Arche-Hof – unverfälscht, aufrichtig und lebenswert. Und natürlich ein Ort zum Urlaub machen! Bis zum nächsten Mal, wo mich meine Tour ins schöne Salzkammergut zu Familie Linortner nach St. Wolfgang führt.
Mehr zum Urlaub am Bauernhof am Biohof Thurnergut findest du hier: Urlaub am Biohof Thurnergut in Oberösterreich